Trotz Brexit-Austrittsüberlegungen auf der Insel geht unser Englandaustausch unaufhaltsam weiter. Und das ist auch gut so. Think global. Wir wünschen auch unseren zukünftigen Schülergenerationen, dass sich der bewährte und beliebte Doveraustausch mit der Dover Grammar School for Girls fortsetzt und weiter Grundlage für gegenseitiges Verständnis und Miteinander bietet.
Am Donnerstag, 9. Mai 2019, ging es frühmorgens los. Ein gelber Bus setzte sich mit 22 Mädchen aus den 8er Klassen Richtung Calais in Bewegung. Die Vorfreude war riesig. Unseren Mädchen fiel es leichter, nach England zu fahren, denn die Kontakte waren schon hergestellt. Der Besuch der Doverschülerinnen in Köln hat bereits im November 2018 stattgefunden. Dennoch stieg die Nervosität auf der Kanalüberfahrt mit der Fähre. Empfangen wurden wir am Dover Fähranleger mit einem heftigen Platzregenschauer. In der Schule ging dann alles sehr schnell. Die Gastfamilien nahmen unsere Austauschschülerinnen in Empfang und ab ging es in das „neue Zuhause“.
Mit dem Zug ging es am nächsten Tag nach Canterbury. Nach einem kurzen Rundgang über die City Walls und einem Aussichtspunkt mit einem wunderschönen Rundblick über die mächtige Kathedrale und die Stadt wanderten wir weiter in Richtung Canterbury Cathedral, die in diesem Jahr leider in großen Teilen eingerüstet war – zum Unmut der Touristen. Ein kurzer Film führte in die Geschichte der Stadt ein und erklärte, warum die Kathedrale so historisch bedeutsam ist. Per Audioguide haben die Mädchen den Rundgang durchgeführt; sie haben sich besonders viel Zeit genommen und sind auf den Spuren von Erzbischof Thomas Becket und den Pilgern im 11. Jh. gewandelt. Anschließend gab es noch etwas Freizeit für die eigentliche Stadt Canterbury mit ihrer High Street und den kleinen Läden, bevor die Zugrückfahrt nach Dover angetreten wurde
Mit dem Schulschluss gegen 15.45 Uhr ging es dann an jedem Tag in die Gastfamilien zurück.
Allen Wetterprognosen zum Trotz war die Austauschwoche von sonnigem Wetter mit frühsommerlichen Temperaturen geprägt. Das schöne Wetter hat uns die gesamte Woche über treu begleitet.
Es folgte das Wochenende in den Gastfamilien, an dem unseren Mädchen ein buntes, unterschiedliches Programm geboten wurde. Es gab viel Zeit für Ausflüge, vor allem aber auch Gelegenheit zum Gespräch und zum Austausch. Da unsere Mädchen ein Reisetagebuch führen und eine Zusatzaufgabe erfüllen mussten (z.B. „Sprich mit deiner Gastfamilie über die Feiertage, die es in England gibt, und berichte ihnen von unseren in Deutschland!“), ergaben sich auch dadurch Gesprächsanlässe.
Am Montag gab es dann viel zu erzählen. Dazu war ausreichend Zeit auf dem Bustrip nach London. Eine fröhliche Gruppe aus englischen und deutschen Schülerinnen freute sich auf den Tagesausflug nach London, denn viele deutsche Mädchen waren zum ersten Mal in der Metropole. Der Busfahrer hat uns nach einer kurzen Stadtrundfahrt, wo man einen schönen Blick auf Tower Bridge, den Tower, den Gherkin, den Shard und die St. Paul’s Kathedrale hatte, am Victoria Embankment in das pulsierende London entlassen. Empfangen wurde man durch das London Eye, die Westminster Bridge und die Themse; es gab viel Anlass für Smartphoneaufnahmen …. Unser Spaziergang führte uns entlang der Houses of Parliament, Big Ben (ebenfalls eingerüstet) und Westminster Abbey sowie an den Skulpturen berühmter Weltpersönlichkeiten wie Mahatma Ghandi, Nelson Mandela und Winston Churchill vorbei zum Supreme Court. Dort hatten wir Gelegenheit, die Gerichtssäle zu besichtigen (sowie die Toiletten aufzusuchen). Am St. James Park liefen wir dann vorbei an den Royal Buildings auf den Buckingham Palace zu, wo wir Eindrücke der touristisch angehauchten Wachablösung mitbekamen. Zu unserem verdienten lunchbreak haben wir uns auf dem Green des Parks niedergelassen, wo die liebevoll von den Gastfamilien zusammengestellten Lunchpakete verzehrt, verglichen und getauscht wurden. Dann ging es schon schnell wieder weiter an Whitehall und den Horse Guards vorbei zu Downing Street No. 10, Sitz von Premierministerin Theresa May. Weiter ging es – bei nach wie vor – herrlichem Sommerwetter zum Trafalgar Square und der National Gallery. Das Programm des Londontages fand im Covent Garden seinen Abschluss. Nach einem Besuch des National Transport Museums hatte die Gruppe noch Gelegenheit, sich in Kleingruppen im Bereich Covent Garden umzuschauen, wo neben den Geschäften auch die musikalischen und akrobatischen Darbietungen von Kleinkünstlern Anklang fanden. Danach musste am Nachmittag schon wieder der Bus bestiegen werden, der sich zunächst im Schritttempo durch den dichten Londoner Verkehr kämpfen musste, bevor es dann auf der M 20 schneller vorwärts ging.
Was hat uns auf der Insel noch erwartet? Ja! Dienstag war für uns der Schultag an der Dover Grammar School for Girls, die wir bislang noch nicht im Detail zu Gesicht bekommen haben. Sie liegt mitten in Dover und erinnert ein wenig an Harry Potters Hogwarts School. Es galt die Unterschiede im Schulablauf zu beobachten: die Schuluniformen, die täglichen Registrierungsvorgänge, die „ assembly“ vor Unterrichtsbeginn, die teacher’s rooms, wo die Schülerinnen die Räume der Lehrer zum Unterricht aufsuchen, die digitale Ausstattung in allen Unterrichtsräumen, egal wie alt die andere Ausstattung auch war, eine Turnhalle, die noch „antiker“ aussah als unsere „alte“ Halle, die Mittagspause, wo die Aula schnell in eine Kantine umfunktioniert wird. An diesem Schultag hatten wir außerdem Gelegenheit, am Deutsch-, Sport- und Chemie-/Wirtschaftsunterricht („Test the chocolate and the companies“) teilzunehmen. Zudem stand wieder eine aktive Einführung in das Irish Dancing sowie Hauswirtschaftsunterricht mit Backen von traditional scones auf dem Programm.
Am letzten Tag ging es hoch zum Dover Castle. Es galt ein großes Gelände rund um den Burgfried zu erkunden. Das 3 km lange Tunnelsystem unter den White Cliffs haben wir in diesem Jahr nicht erkunden können, weil alle Führungstermine ausgebucht waren. Aus diesen Tunneln heraus wurde im Mai 1940 durch Admiral Ramsey die Evakuierung von Dünkirchen geplant und durchgeführt. Die Mädchen haben erfahren, dass statt der angestrebten Anzahl von ca. 40.000 alliierten Soldaten insgesamt 338.000 Soldaten erfolgreich gerettet und über den Kanal gebracht werden konnten. Auf dem Gelände haben wir noch den Fire Command Post aus dem 1. Weltkrieg aufgesucht, dann den mächtigen Burgfried erstiegen und besichtigt, den ältesten Leuchtturm Englands angeschaut und die Medieval Tunnels durchschritten. Nach einer Mittagspause auf dem grünen Rasen neben der Burg haben wir uns an den Abstieg nach Dover City gemacht. Dort gab es einen Abstecher zur seafront, danach eine Besichtigung des Bangsy Giebelgemäldes zum Brexit und eine Shoppinggelegenheit, so dass die Mädchen zufrieden ihren letzten Tag abschließen konnten.
Nach einer eindrucksvollen und ereignisreichen Woche hieß es am Donnerstagmorgen (16. Mai 2019) Abschiednehmen am Dover Fähranleger. Wir haben uns bei den Gastgebenden Familien für die überaus freundliche Aufnahme bedankt. Viele Freundschaften waren schon geschlossen worden bzw. bereits so gefestigt, dass gegenseitige Einladungen schon ausgesprochen oder Besuche fest vereinbart wurden. Offensichtlich waren unsere Mädchen wieder einmal gute Repräsentanten ihrer Familien, unserer Schule und unseres Landes. Wir als Lehrer können mit einem Austauschangebot immer nur den Anstoß zu möglichst länger währenden Kontakten geben, die in unserer globalisierten Welt immer wichtiger werden. Es bleibt zu hoffen, dass man bei allen Brexitbestrebungen das nicht aus dem Auge verliert. The rest is up to you, the future generation...We put our hopes on you.