Auch wenn Personen unabhängig vom Geschlecht dem Gesetz nach gleichgestellt sind, heißt das nicht, dass sie gleich sind oder unsere Gesellschaft in allen Bereichen gerecht ist: Frauen sind in bestimmten Berufen unterrepräsentiert, seltener in Führungspositionen anzutreffen und werden im Schnitt schlechter bezahlt.

Insbesondere in der Pubertät entwickeln sich Mädchen und Jungen verschieden und haben häufig unterschiedliche Bedürfnisse. In unserer Erfahrung sehen wir immer wieder, dass Mädchen in den Bereichen Sport und MINT besonders profitieren, wenn sie unter sich sind.

Die Frage wird uns oft gestellt, spielt aber unserer Erfahrung nach innerhalb kürzester Zeit keine Rolle mehr. Unsere Klassen setzen sich oft aus Schülerinnen vieler verschiedener Grundschulen zusammen. Wir kennen die Situation, dass die Mädchen in ihrer neuen Klasse vorher niemanden oder kaum jemanden kennen und sind erfahren darin, die Schülerinnen beim guten Ankommen an unserer Schule zu begleiten. Schon vor den Sommerferien gibt es einen Kennenlerntag mit der neuen Klasse und die ersten Schultage werden als Klassenlehrertage gestaltet, damit viele Gelegenheiten entstehen, die neuen Mitschülerinnen kennenzulernen. Darüber hinaus helfen der Teambuilding-Tag und viele weitere gemeinsame Erlebnisse wie das Ursulafest, der Adventsbasar oder der Karneval, dass die Schülerinnen schnell Anschluss finden und neue Freundschaften schließen können. Neben der fest im Stundenplan verankerten Klassenleitungsstunde bieten auch die Patinnen aus höheren Klassen Hilfe beim Ankommen und Orientieren.

Stereotype Zuschreibungen finden in unserer Gesellschaft nicht nur in Physik und Sport statt. Denkt man an die eigene Schulzeit zurück, so war es wohl fast überall so, dass im Chemie-Unterricht der Brenner von einem Jungen angezündet wurde – nicht, weil Mädchen das nicht könnten, sondern weil sie in solchen Momenten oft einen kurzen Augenblick länger zögern als viele Jungs und ihnen so das Erfolgserlebnis verwehrt bleibt. Aber auch neben dem Unterricht kennt wohl jeder die Situation, dass mal „kurz zwei starke Jungs“ gebraucht werden, um z.B. die Tische umzustellen. In der Regel können die Mädchen solche Aufgaben genauso gut erledigen und helfen sich ansonsten gegenseitig, um im Team anzupacken, wo die eigene (Muskel-)Kraft ggf. nicht ausreichen würde.

Auch im AG-Bereich ist bei uns die Zielgruppe immer ganz klar: nicht nur der Chor richtet sich explizit an die Mädchen, sondern eben auch der Löt-Workshop oder die Matheolympiade.

Unsere Erfahrung zeigt uns, dass unsere Schülerinnen gut auf das Leben nach der Schule vorbereitet sind. Wer als Jugendliche gelernt hat, auf sich selbst zu vertrauen, ist gut gerüstet, um das eigene Leben auch unter sich verändernden Umständen proaktiv zu gestalten. Da unsere Schule mitten in der Kölner Innenstadt liegt, sind wir zudem nicht isoliert von der „echten“ Welt und auch auf dem mit der Ursulinenrealschule (für Mädchen und Jungen) geteilten Schulhof haben unsere Schülerinnen Kontakt zu gleichaltrigen Jungs. Das trifft auch auf das vielfältige Angebot wie Wettbewerbe oder Sport- und Kulturveranstaltungen außerhalb der Schule zu, an dem wir umfangreich teilnehmen und das wir aktiv mitgestalten.

In der Oberstufe sind wir koedukativ und haben dort auch eine Kooperation mit einer koedukativen Schule. In diesen gemischten Kursen können wir beobachten, dass die Schülerinnen mit der veränderten Situation sehr gut umgehen können und aufgeschlossen und selbstbewusst im Miteinander sind.

Wir freuen uns darüber, dass die weiteren Ausbildungsschritte und die Berufswahl unserer Schülerinnen nach der Schullaufbahn genauso vielfältig sind, wie die Interessen in der Schulzeit. Das gilt insbesondere auch dafür, dass Schülerinnen mit Neigungen im naturwissenschaftlichen und technischen Bereich diese auch zur Grundlage ihrer Berufswahl machen, was leider nicht selbstverständlich ist.